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Hüttenpatenschaft(en)

Hüttenpatenschaft

Klar, dass bei so einer großen Organisation wie dem Deutschen Alpenverein – mit mittlerweile mehr als 850.000 Mitgliedern – auch an sich selbstverständliche Dinge, wie etwa der Finanzausgleich zwischen Sektionen, die eine Hütte besitzen und Sek-tionen ohne Hüttenbesitz, grundsätzlich geregelt werden muss. Es wird dabei davon ausgegangen, dass Hütten Kosten verursachen, die in der Regel nicht durch den allgemeinen Hüttenbetrieb gedeckt werden, andererseits aber alle DAV-Mitglieder von den Vergünstigungen auf den Hütten profitieren. Also auch Mitglieder von Verei-nen ohne Hüttenbesitz, wie etwa die des AlpinClub Berlin.



Seit1986 gilt also, dass alle Sektionen, die weder eine vom Hauptverein anerkannte, allgemein zugängliche AV-Hütte in den Alpen, noch eine allgemein zugängliche Mittelgebirgshütte besitzen, eine Hüttenumlage an den Hauptverein entrichten müssen. Eine Sektion kann von der Hüttenumlage befreit werden, wenn sie im Rahmen einer Hüttenpatenschaft jährlich Aufwendungen mindestens in Höhe der für sie anfallen-den Hüttenumlage zugunsten einer Sektion leistet, die eine Hütte besitzt.

Die Hüttenumlage beträgt seit dem 01. Januar 2008 für Mitglieder mit Vollbeitrag 4,00 € und für Mitglieder mit ermäßigtem Beitrag 2,00 €. So weit der „amtliche“ Teil.

Als noch Sektion Charlottenburg stellten wir daraufhin damals den Antrag, unsere Hüttenumlage an die Sektion Braunschweig abführen zu dürfen, um somit eine Hüttenpatenschaft begründen zu können. Die Sektion Braunschweig war vor der Wende eine der am dichtesten an Berlin befindlichen Sektionen des Nordwestdeutschen Raumes. Zudem erschloß sich uns von Braunschweig aus vor allen Dingen der Harz als Kletter- und Wandergebiet. Die Torfhaushütte, an der die Sektion Braunschweig ebenfalls beteiligt ist, war für viele Jahre Stütz- und Startpunkt unserer Ausbildung. - Sollte es mal richtig "zur Sache" gehen, war unser Ziel die Braunschweiger Hütte im Pitztal........

Dem Antrag wurde entsprochen. Seither unterstützen wir finanziell diese Sektion und kamen uns auch menschlich näher, soll heißen, aus der Hüttenpatenschaft entwickelte sich eine andauernde Sektionsfreundschaft.

Nach der Wende im Jahr 1989 änderte sich die Situation um den Deutschen Alpen-verein dergestalt, dass in den neuen Bundesländern die zu DDR-Zeiten verbotenen Alpenvereinssektionen wieder auflebten und schnell expandieren. Uns "Wessis" erschlossen sich unerwartet ganz neue Klettergebiete, die Anfahrtswege wurden kürzer. Klettern im "Elbi" dominierte plötzlich in unserem Ausbildungsprogramm. Aber nicht nur das Elbsandsteingebirge, sondern auch das Erzgebirge, der Thüringer Wald und eben speziell auch des Zittauer Gebirge war neues Ziel unserer Ausbildungs- und Tourenprogramme. Dabei ergab es sich, dass wir bald eine ganz besondere Vor-liebe für den Kurort Jonsdorf als Ausgangspunkt für das Zittauer Gebirge entwickelten. Ein wahres Kleinod für den Kenner und Genießer! Immer häufiger fuhren wird fortan zur Jonsdorfer Hütte, die sich im Besitz der Sektion Zittau befindet. Nach und nach bekamen wir aber auch mit, dass gerade die Sektionen in den neuen Bundes-ländern schwer daran zu tragen hatten, Versäumtes aus DDR-Zeiten, insbesondere was die Pflege und den Unterhalt von Hütten betraf, nachzuholen. Geldreserven gab es nicht, die Mitgliedsbeiträge mußten in der Wiedergründungsphase moderat gehal-ten werden, es fehlte und fehlt halt überall an finanziellen Mitteln.

Was lag da näher, als über eine Hüttenpatensachaft mit der Sektion Zittau nachzu-denken, um mitzuhelfen, gröbste Löcher zu stopfen. Andererseits brauchte auch die Sektion Braunschweig jeden Pfennig, da z. B. die Materialseilbahn zur Braunschwei-ger Hütte erneuert werden musste, oder weil solarbeheizte Duschen installiert wer-den sollten. Lange diskutierten wir im Vorstand ehe unser Entschluß feststand: Wir würden nach einer zweijährigen Übergangszeit unsere Hüttenumlage (damals etwa 2.200 DM) nach Zittau überweisen. In der Übergangszeit splitten wir den Betrag. Zu-nächst galt es bei der Sektion Braunschweig Verständnis für unsere Absicht zu we-cken und unser beabsichtigtes Handeln plausibel zu machen. Wir stießen rasch auf Verständnis. Am 09. Mai 2000 teilte uns der damalige Vorsitzende der Sektion Braunschweig, Dr. Sprenger schriftlich mit, dass die Sektion Braunschweig unsere Entscheidung nachvollziehen kann und billigt. Gunter Haymann, dem Vorsitzenden der Sektion Zittau, konnten wir, abgesegnet von der Bundesgeschäftsstelle und gut-geheißen von Braunschweig, nun unsere avisierte Patenschaft anbieten.

Die Jonsdorfer Hütte

Die "Jonsdorfer Hütte", oder auch "Bergsteigerhütte" ist eine Selbstversorgerhütte. Sie befindet sich im Kurort Jonsdorf, im Zittauer Gebirge. Direkt am Waldrand, in unmittelbarer Nähe zum größten Teil des Jonsdorfer Klettergebietes gelegen.

Von 1964 - 1967 wurde die Hütte durch die Bergsteiger der BSG Motor Robur Zittau erbaut. Nach unzähligen Anläufen für eine Genehmigung war es Dr. Gerhard Gruner gelungen diese beim Rat des Kreises zu erwirken. Damit war zwar die Genehmigung da, aber noch kein Material und keine finanziellen Mittel. Über die Ingenieurschule Zittau wurde die kostenlose Planung hergestellt. Aus Abbruchziegeln und Ar-beitseinsätzen in der Ziegelei Hartau wurde Baumaterial herangeschafft. Lichtbilder-vortrag halfen Geld zu erwirtschaften ( u.a. von Peter Diener), wenn es mal nicht reichte griff unser Dr. Gruner in seine eigene Tasche. 35 - 40 Sportsfreunde leisteten 17.000 Aufbaustunden und 35.000 Mark wurden an Materialkosten investiert. Da es sich in Zittau herumgesprochen hatte, dass die Bergsteiger aus eigener Kraft eine Hütte bauen, kam auch so manche Spende aus den volkseigenen Betrieben. Hüt-tenwart von Anfang an war Dieter Schädel.

1992 wurde die Hütte als allgemeinzugängliche Mittelgebirgshütte vom DAV aner-kannt. Ab 1994 wurden viele Renovierungsarbeiten durchgeführt. Abwasseran-schluss, Kellerausbau, 2 Waschräume, Zimmereinbau, Dachdämmung, Küchenreno-vierung u.s.w. erfolgten. Es gab jetzt in der Hütte 3 Zimmer ( Hüttendienst, 3-Bett, 4-Bett ) 8 Matratzenlager im großen Schlafraum und 12 Matratzenlager auf dem Spitz-boden. Die jährliche Unterhaltungskosten beliefen sich auf ca. 14.000.- DM. 1999 wurde das Hüttenland gekauft (ca. 600m²).

Seither wird die Hütte eigentlich permanent in ihrer Substanz verbessert und moder-nisiert. In den Jahren 2007 und 2008 folgte eine bauliche Hüttenerweiterung.

Seither gibt es in der Hütte noch mehr Übernachtungsmöglichkeiten, einen größeren Aufenthaltsraum, zusätzliche Toiletten und vieles mehr. Im Garten befinden sich Sitz-gelegenheiten, teilweise überdacht, für ca. 40 Personen sowie eine Feuerstelle. Vor der "Jonsdorfer Hütte" findet man einen 8 m hohen künstlichen Kletterturm.

Unsere Hüttenumlage – dank unseres Mitgliederzuwachses inzwischen ein beachtli-cher Betrag – ist also bestens angelegt Nicht nur, dass wir als nicht Hütten besitzende Sektion ordnungsgemäß unseren Pflichtanteil in die Solidargemeinschaft „DAV-Hütten“ leisten, nein, wir haben auch neue Freunde gefunden.

Arno Behr

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